Forst: Miteinander spielen statt diskriminieren

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Djaffars Familie lebt seit zehn Jahren im Westerwald. Das Engagement der türkischen Familie für Geflüchtete wurde hier nicht gerne gesehen. Djaffar soll nun bessere Erfahrungen machen.

Djaffar mit seinem Hund (Foto: SWR)

Djaffar ist ein Nesthäkchen, denn seine beiden Geschwister sind schon erwachsen und arbeiten in dem Sanitätshandel, den die Familie aufgebaut hat. Als vor drei Jahren auch im Westerwald viele geflüchtete Menschen aufgenommen wurden, war es für die Familie selbstverständlich zu helfen. Doch dieses Engagement wurde nicht überall gerne gesehen: Djaffars Familie wurde angefeindet und angepöbelt. Djaffar selbst, war noch zu klein, um das alles bewusst mitzuerleben. Umso wichtiger war es der Familie, dass Djaffar in seiner Grundschule bessere Erfahrungen machen konnte. Hier spielte er mit Kindern der dritten und vierten Klasse im Musiktheater Szenen von Geflüchteten nach. Die kleinen Darsteller:innen wurden am Ende der Vorstellung in die Mitte der Gemeinschaft aufgenommen und damit willkommen geheißen. Das berührte und begeisterte auch die anwesenden Eltern und auch Djaffars Augen strahlten. Dieses Erlebnis hat ihm viel Selbstbewusstsein gegeben und bestärkt ihn darin, auch weiterhin niemanden auszugrenzen.

Den Einflüssen extremer Kreise entgegenwirken

In den letzten Jahren beobachten die Projektleiter:innen, dass auf dem Land immer mehr Jugendliche für die Einflüsse extremer, fremdenfeindlicher Kreise anfällig werden.
Mit ihrer Bildungswerkstatt Kunsthaus Wäldchen wirken Daniel Diestelkamp und Dorothé Marzinzik dieser Entwicklung seit rund 20 Jahren entgegen. Ihre Angebote richten sich bewusst an jüngere Kinder im Kita- und Grundschulalter, die noch offen dafür sind, im gemeinsamen Spielen, Singen und Rappen Kontakte zu knüpfen – unabhängig von Hautfarbe und Religion. Der Träger hat dafür ein eigenes Konzept entwickelt und setzt Musik, Theater, Tanz, Kunst und Literatur ein, um neue Perspektiven zu eröffnen, das Einfühlungsvermögen zu stärken und den Kindern ein differenziertes Weltbild zu vermitteln. Die beiden Pädagog:innen wollen im Westerwaldkreis Kinder schon von der ersten Grundschulklasse an mit ihren Angeboten begleiten. In den nächsten Jahren sollen dazu an verschiedenen Stellen Kooperationen zwischen Kitas, Grundschulen und Künstler:innen angebahnt werden. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei rund 100.000 Euro. Die Honorarkosten übernehmen verschiedene öffentliche Stellen aus Verbandsgemeinde, Land und Bund. Doch das alte Dieselfahrzeug hat schon 350.000 Kilometer auf dem Tacho. Herzenssache unterstützt das Kunsthaus Wäldchen deshalb bei den Anschaffungskosten für ein Elektroauto, das an der eigenen Photovoltaikanlage geladen werden kann.

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Herzenssache