Westeifel: Betreuung statt Baby Blues

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Die 33-jährige Alexandra ahnte schon vor der Geburt, dass sich ihr Leben komplett verändern würde. Mit Vorfreude, aber auch mit Angst erwartete sie ihre besonderen Zwillingsmädchen.

Zwillinge Victoria und Aurelia (Foto: Herzenssache)

Bei der kleinen Victoria wurde schon während der Schwangerschaft Trisomie 21 festgestellt, ihre Schwester Aurelia dagegen hat keine Behinderung. Die Zwillingsmama war erleichtert, dass sie sich beim Caritasverband Westeifel bereits vor der Geburt Hilfe holen konnte. Die ehrenamtliche Familienpatin Monika unterstützte sie bei allen Fragen und war für die junge Familie da, als die Zwillinge deutlich früher als erwartet auf die Welt kamen. Die größte Sorge der Eltern war zunächst die Ungewissheit, wie stark Victoria beeinträchtigt sein würde und die Herausforderung, beiden Kindern gerecht zu werden. So benötigt Victoria beim Trinken deutlich mehr Zeit und Zuwendung als ihre Schwester. Zudem stehen viele medizinische und therapeutische Termine an. Bei der Alltagsbewältigung bleibt der Mutter kaum Zeit, sich um sich selbst zu kümmern und die seelischen Belastungen zu verarbeiten. Dank der Alltagshilfe werden die Eltern immer sicherer. Monika hilft Alexandra beim füttern, begleitet gelegentliche Arztbesuche und hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen der jungen Mutter. Für Alexandra ist die Ehrenamtliche ein wahrer "Familienengel" und auch die Zwillinge strahlen, wenn sie die Familienpatin sehen.

Betreuung statt Baby Blues

Die Hilfsangebote des Caritasverbands Westeifel e.V werden im Vulkaneifelkreis von vielen Familien geschätzt und dankbar angenommen. Woran es aber fehlt, ist eine Familienberatung, die die Familien da aufsucht, wo sie Hilfe brauchen – mitten im Alltag. Diese soll nun mit Hilfe von Herzenssache entstehen. Denn gerade für junge Mütter stellen die oft langen Fahrtwege zur Beratungsstelle eine große Hürde dar. Viele junge Eltern sind finanziell stark belastet und haben mitunter noch keinen Führerschein. Die Anreise mit den öffentlichen Verkehsmitteln bedeutet auf dem Land nicht selten einen halben Reisetag. Dabei ist der Bedarf an psychologischer Betreuung bei jungen Eltern besonders hoch, da Geburtstraumata, Veränderungen der Partnerschaft oder der Umgang mit schreienden Babies extrem überfordern. Zudem werden Wochenbettdepressionen und Probleme in der Mutter-Kind-Bindung häufig tabuisiert. Herzenssache sichert für drei Jahre die Stelle einer Psychologin, die junge Familien in Belastungssituationen zu Hause besucht und berät sowie Ehrenamtliche koordiniert und weiterbildet. Außerdem werden Fahrt- und Materialkosten übernommen, um das neue Angebot in der Region Bitburg, Daun und Prüm aufzubauen. Rund 180 Familien können von der Förderung profitieren. Das Modellprojekt wird über den Zeitraum der Förderung evaluiert, um Erfolge sichtbar zu machen.

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Herzenssache