Besondere Ehrung

Herzenssache und Schirmherr Hartmut Engler sind didacta Bildungsbotschafter 2018

Stand

In rund 19 Jahren Vereinsgeschichte gehört die Auszeichnung zum "didacta Bildungsbotschafter" zu den Höhepunkten für Herzenssache.

Hartmut Engler und Gitta Haucke von Herzenssache freuen sich über die Bildungsbotschafter Auszeichnung von Didacta Präsident Prof. Dr. mult. Fthenakis. (Foto: Deutsche Presse)
Hartmut Engler und Gitta Haucke von Herzenssache freuen sich über die Bildungsbotschafter Auszeichnung von Didacta Präsident Prof. Dr. mult. Fthenakis.

Herzenssache setzt sich seit 18 Jahren in rund 850 Hilfsprojekten für Chancengleichheit ein und bekämpft Kinder- und Bildungsarmut im Südwesten.

Das gemeinsame Engagement und der Einsatz von Schirmherr Hartmut Engler und Herzenssache hat die Jury des Didacta Verbands dieses Jahr überzeugt, uns die Auszeichnung "didacta Bildungsbotschafter 2018" zu verleihen. Hartmut Engler und unsere Geschäftsführerin Gitta Haucke freuen sich sehr, den Bildungsbotschafter-Preis entgegenzunehmen und danken allen beteiligten Unterstützern, die dies mit Ihren Spenden erst möglich gemacht haben. Wir hoffen weiterhin auf eine umfassende und tolle Unterstützung.

Denn das gemeinsame Ziel aller sollte es schließlich sein, benachteiligte Kinder und Jugendliche zu stärken. Das findet selbstverständlich auch unser Herzenssache-Schirmherr Hartmut Engler, der im Interview mit dem didacta-Themendienst betont, warum es wichtig ist, sich für Kinder und Jugendliche einzusetzen:

Wir fördern Projekte, die das Selbstwertgefühl der Kinder stärken.

Hartmut Engler, Frontmann der Band PUR, mag G8 nicht besonders und plädiert dafür, das Selbstwertgefühl deutscher Schüler zu stärken. Er ist Schirmherr der Kinderhilfsaktion "Herzenssache" und wird bei der didacta 2018 als Bildungsbotschafter ausgezeichnet.

Herr Engler, in Ihrem Song "Abenteuerland" singen Sie: "Du kannst tanzen, taumeln, träumen und die Schule versäumen." Haben Sie als Kind oft die Schule versäumt?
Meiner Anwesenheitspflicht bin ich immer nachgekommen. Es war damals nicht selbstverständlich, dass man vom Dorf in die nächste Großstadt aufs Gymnasium wechseln darf. Da ich aus einer sozial sehr schwachen Familie kam, war es dann für mich natürlich ganz wichtig, dass ich mich besonders anstrenge. Zu schwänzen hätte ich mich gar nicht getraut, aber ich habe dennoch viel Schule versäumt, weil ich mich weggeträumt habe. In meinem Leben als Musiker hat mich nachher aber niemand jemals nach meinen Schulnoten gefragt, obwohl ich ein gutes Abitur gemacht habe.

Was brauchen Kinder heute, um gut aufzuwachsen?
Die Grundvoraussetzungen werden im Elternhaus gelegt: Liebe, Zuneigung, Vertrauen und ein festes Wertesystem. Da kommen auch schon die Bildung und die Schule mit in Spiel. Ein Wertesystem muss klar vorgegeben werden. Für Kinder ist es in Ordnung, wenn man ihnen den Unterschied zwischen Gut und Böse aufzeigt. Ich denke, dass auch hier mitunter eine christliche Erziehung helfen kann. Die ganze Schulzeit soll schon als Orientierung dienen, in welche Richtung das Kind seine Begabungen ausleben kann. Die Kinder und Jugendlichen sollten dementsprechend auch gefördert und ihre Schwächen nicht allzu sehr in den Mittelpunkt gestellt werden.

Rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche galten in Deutschland im vergangenen Jahr als armutsgefährdet. Wie kann mehr Bildungsgerechtigkeit erreicht werden? 
Ich bin kein Politiker, insofern versuche ich als Schirmherr der "Herzenssache" einfach Geld aufzubringen, um verschiedene Missstände zu bereinigen. Wer einmal arm ist, bleibt über Jahre hinweg arm. Deshalb ist es ganz wichtig, entsprechende Einrichtungen zu unterstützen und das macht "Herzenssache": Wir fördern Projekte, die das Selbstwertgefühl der Kinder stärken, die sich abgehängt fühlen. Wir unterstützen sie, sodass sie an Schulausflügen teilnehmen oder sich bessere Klamotten leisten können, und wir ermöglichen ihnen eine kindergerechte Freizeitgestaltung. Es gibt Projekte an Schulen, die vom Gemüsegarten über gesundes Schulfrühstück bis hin zu Bildungspaten und Präventionsprojekten gegen Mobbing reichen.

Welche Projekte haben Sie besonders berührt? 
Ich bin ja durch mein Musikerdasein ziemlich privilegiert und verhätschelt und im Prinzip hat mich dadurch alles berührt. Bei einem Projekt für Straßenkinder in Mannheim habe ich vor Ort mit einem Jungen gesprochen, der mir das Wort "unbeschulbar" erklärt hat. Er galt als unbeschulbar, weil er von der Erziehung her und durch sein Elternhaus gar nicht in der Lage war, Termine einzuhalten oder pünktlich zum Unterricht zu erscheinen. Und nachdem man ihn von der Schule geschmissen hatte, wäre er einfach auf der Straße gelandet. Man denkt immer, dass unser soziales Netz hier schon irgendwie greifen wird, aber dem ist nicht so. Durch die von "Herzenssache" geförderte Notschlafstelle und Straßenschule hatte er aber die Möglichkeit, dank freiwilliger Lehrer, seinen Schulabschluss nachzuholen. Das ist schon wirklich sehr beeindruckend.

Wo sehen Sie generell in Deutschlands Bildungssystem den größten Handlungsbedarf? 
Was mir nicht gefällt, ist G8. Das habe ich selbst als Vater in den letzten Jahren bei meinen Söhnen mitbekommen, die das Abitur gemacht haben. Meine Jungs haben beide nach ihrem Abschluss eine Auszeit gemacht, um sich von dem ganzen Schulstress zu erholen. Das habe ich ihnen auch gegönnt, denn unsereiner hatte dafür ja neun Jahre Zeit. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass man ein einheitliches Schulsystem braucht. Im Falle eines Umzugs ist eine Familie oft damit konfrontiert, dass man plötzlich in ein ganz anderes System fällt. Jedes Bundesland hat über sein Kultusministerium die eigene Hoheit in schulischen Fragen. Ich fände es gut, das über den Bund zu regeln.

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Herzenssache